Raum und Zeit: Seidenstraße und One Belt, One Road
Der von dem Geographen Ferdinand von Richthofen geprägte Begriff „Seidenstraße“ dürfte die Vorstellung von langen Karawanen, die durch die Steppen Asiens zogen, hervorrufen. Tatsächlich war die in China produzierte Seide das wichtigste der Produkte, die Kaufleute zu diesen langen Reisen veranlassten. Zwei Dinge werden dabei oft übersehen: Die maritime Seidenstraße quer durch den Indischen Ozean war von ebenso großer Bedeutung wie die landgestützte, und China war die meiste Zeit seiner Geschichte die größte Wirtschaftsmacht Eurasiens. Diese Stellung hat China in den letzten Jahrzehnten wiedererlangt, und 2013 verkündete der chinesische Staatspräsident Xi Jinping den Aufbau einer „Neuen Seidenstraße“, auf Englisch „One Belt, One Road“. Bezeichnenderweise fand die Ankündigung in zwei Ländern statt: Kasachstan und Indonesien. In diesem Vortrag soll diese neue Initiative Chinas vor dem Spiegel der Geschichte der Seidenstraße(n) vorgestellt werden.
Ralph Kauz, geb. 1961, studierte in Stuttgart, Freiburg, Taipei, München und Teheran Politikwissenschaft, Sinologie und Islamwissenschaften, 1989 Magister Artium an der LMU München. 1994 Promotion Universität Bamberg im Fach Iranistik. Anschließend folgte ein Forschungsaufenthalt an der Universität Nanjing. Habilitation 2002 LMU München. 2003-2010 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Iranistik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seit 2010 Professur für Sinologie an der Universität Bonn.
Neuere Veröffentlichung zum Thema:
mit Morris Rossabi (Hg.), Tribute System and Rulership in Late Imperial China, Bonn, 2022. „Some Notes on the Ports of the South Arabian Coast in the ‚Zheng He hanghai tu‘ (郑和航海图)“, Haiyang shi yanjiu 海洋史研究 18 (2022), S. 100-115.
